Damit man bei der Makrofotografie nicht allzuviel Ausschussbilder produziert (was bei dieser Art der Fotografie sehr wahrscheinlich ist), hier eine kurze Auflistung von allgemeinen Tips die nachträglich noch erklärt werden und die ganze Sache etwas vereinfachen :

  1.  Stativ verwenden
  2.  Fernauslöser verwenden
  3.  Autofokus modifizieren oder ausschalten
  4.  Blendenwahl / Stärker Abblenden
  5.  Eine Frage des Lichtes

 

 

Zu 1. Stativ verwenden

Da hier die Abstände zum Motiv relativ gering sind werden leichte Verwackelungen schnell zu grossen Erschütterungen !

Da liegt es nahe für solche Aufnahmen so oft es geht ein Stativ zu verwenden damit solche “erdbeben-artigen” Erschütterungen minimiert werden. Wer schonmal versucht hat aus freier Hand mit dem Makroobjektiv eine kleine Fliege abzulichten wird bemerkt haben wie sich kleine und minimale Bewe-gungen im Sucher oder auf dem LiveView-Display auswirken…nämlich enorm !!!

Wer dennoch aus freier Hand fotografieren möchte sollte sich im klaren sein viel schnellere Belich-tungszeiten zu verwenden als normalerweise üblich damit die Bilder verwackelungsfrei werden.

 

Hier ein paar Beispielbilder :




Zu 2. Fernauslöser verwenden

Aus dem ähnlichen Grund warum man ein Stativ verwenden sollte ist auch der Fernauslöser eine absolut verwackelungsfreie Art das Bild auszulösen da es zu leichten oder minimalen Kamerabewegungen kommen kann sobald man die Hand zum Auslösen an die Kamera setzt.

Wer schon ein Stativ verwendet sollte auch möglichst ein Fernauslöser verwenden, ob per Kabel oder Funk ist hierbei eigentlich egal es sei denn man macht Aufnahmen jenseits vom Abbildungsmaßstab 1:1, da kann selbst die Kabelbewegung vom kabelgebundenem Fernauslöser im Sucher oder auf dem Live-View-Display als minimale Bewegung wahrgenommen werden (bei Abbildungsmaßstäben von ca. 3:1 und mehr), das spielt jedoch bei normalen 1:1 Makroaufnahmen kaum eine Rolle.

 

Unten im Bild ein paar Fernauslöser, oben der Funk-Auslöser (Sender + Empfänger) und unten 2 Kabel-Fernauslöser :

 

 

Zu 3. Autofokus modifizieren oder ausschalten

Ein weiteres Problem ist der Autofokus. Dieser funktioniert oftmals nicht mehr so gut und exakt wie man es aus der normalen Fotografie bei grösseren Motivabständen gewohnt ist.

In der normalen Fotografie stellt sich der Autofokus schnell auf den Motivabstand ein (beispielweise 2 Meter) und hat je nach Blendenwahl eine recht grosse Toleranz wobei kleine Bewegungen immernoch im Schärfebereich und auf der Schärfeebene liegen.

Anders bei der Makrofotografie mit sehr geringen Motivabständen, hierbei ändert sich der Motiv-abstand im Verhältnis schon viel stärker. Je nach gewählter Blende ist man bei leichter Vor- oder Zurückbewegung schnell aus der zuvor fokussierten Schärfeebene heraus. Selbst wenn alles bomben-fest auf ein Stativ fixiert ist und der Fokus auf einer Fliege oder dem Käfer eingestellt ist, sobald die Fliege nur einen halben Zentimeter weiter läuft oder das Blatt auf dem sie sitzt sich im Wind bewegt erscheint sie im Sucher schon wieder unscharf da das Motiv aus der zuvor eingestellten Schärfeebene herausgekommen ist.

Um dieser Sache entgegenzuwirken sollte man den Autofokus in der Kamera modifizieren, bzw. anders einstellen oder ganz ausschalten.

Hierzu besser die vorhandenen AF-Messfelder der Kamera auf das eine mittlere AF Messfeld um-stellen, dadurch ist gewährleistet das die Kamera nur auf dieses eine AF- Messfeld fokussiert und man selber individuell bestimmen kann auf welche Stelle am Motiv man wert legt.

Desweiteren ist zu empfehlen die Fokussierart der Kamera auf dauernde oder ununterbrochene Fokussierart zu wechseln (bei Canon heisst sie “AI-Servo” und bei Sony-Kameras “AF-C”) sobald man mit Motiven arbeitet die sich bewegen oder man “Freihandaufnahmen” macht.

Das bedeutet das die Kamera bei halbdurchgedrücktem Auslöser sich dem bewegenden Motiv ununter-brochen anpasst und ständig den Fokuspunkt bei eventuellen Motivbewegungen sofort korrigiert sodass man jederzeit den Auslöser ganz durchdrücken kann um das Motiv auch scharf auf das Bild zu be-kommen.

Sollte das alles zu schwierig sein oder man hat ein sich-nicht-bewegendes statisches Motiv vor sich, kann man auch besser den Fokus auf MF stellen um manuell zu fokussieren welches bei manchen Motiv-abständen oftmals die genauere und bessere Lösung ist da der Autofokus auch Fehlfokussierungen produzieren kann.

 

Zu 4. Blendenwahl /stärker Abblenden

Bei diesen geringen Motivabständen spielt die Blendenwahl ein grosse Rolle !

Wer schon einmal versucht hat bei Makroaufnahmen das Motiv durchgehend scharf abzubilden wird bemerkt haben das dies kaum möglich ist da die Schärfeeben hierbei viel zu kurz oder zu knapp war.

Selbst bei stärkerem Abblenden (höhere Blendenzahl) gelingt es trotzdem oft nicht den Käfer oder die Fliege durchgehend scharf abzubilden da hier die Schärfeebene nur noch wenige Millimeter tief ist, bei Offenblende manchmal sogar nur noch weniger als 1 Millimeter !

Beim starken Abblenden (z.B. Blende 16) hat man vielleicht ein paar Millimeter Schärfentiefe gewonnen, jedoch fällt nur noch sehr wenig Licht auf den Sensor sodass sich die Belichtungszeit um ein vielfaches verlängert und sich somit bewegende Motive kaum noch scharf abbilden lassen.

Das zweite Problem bei solch hohen Blendenzahlen ist die sogenannte Beugungsunschärfe !

Diese Beugungsunschärfe ist physikalisch bedingt wenn das eigentliche Motiv samt Licht (welches ja aus unterschiedlichen Wellenlängen besteht) sich durch die sehr kleine Blendenöffnung regelrecht „quet-schen“ muss um auf den Bildsensor wieder vergrössert abgebildet zu werden. Dadurch entsteht eine allgemeine Unschärfe im Bild die immer stärker wird je höher die Blendenzahl ist, bzw. je weiter die Blende geschlossen ist.

Desweiteren tritt mit abnehmenden Motivabstand diese Beugungsunschärfe immer früher ein.

Kann man bei normalen Motivabständen bei z.B. 2 Metern oder mehr noch Blende 16 verwenden, so gilt dies nicht mehr bei Abständen wo man sich schon im Makrobereich befindet (je nach Brennweite kann dies sogar nur noch wenige Zentimeter oder Millimeter sein).

Es gibt dafür auch eine mathematische Formel um dies auf den Millimeter genau zu berechnen, darauf möchte ich aber hier verzichten da es sonst zu „theoretisch“ wird und die Praxis meist etwas anders zeigt als die (berechnete) Theorie.

Aus eigenen Erfahrungswerten kann ich aber sagen das man bei den gängigen DSLR´s und bei einem Abbildungsmaßstab von 1:1 höchstens nur noch Blende 8 verwenden sollte. Bei Kleinbildkameras kann man hier sogar noch etwas höhere Blendenwerte verwenden als bei den APS-C Kameras.

Die gut verwendbaren Blendenzahlen nennt man auch Förderliche Blende, damit ist die Blende gemeint mit der man einen Kompromiss zwischen grosser Schärfentiefe und so wenig wie möglich Beugungs-unschärfe eingeht.

Wer Makroaufnahmen mit noch grössere Darstellungen als 1:1, herstellen möchte (also die Abbildungs-maßstäbe 2:1 oder 3:1) der sollte auch beachten das hier wieder noch kleinere Blendenzahlen nötig sind (offenere Blende)……hier liegt die “Förderliche Blende” nur noch bei ca. Blende 5.6 !

 

Zu 5. Eine Frage des Lichtes

Bei Makroaufnahmen macht sich oftmals das fehlende Licht bemerkbar da man bei etwas höheren Blendenzahlen auch schnellere Verschlusszeiten benötigt.

Wer jetzt einfach auf den internen aufklappbaren Blitz zurückgreift wird bemerken das die Bilder oft garnicht richtig beleuchtet werden da der Blitz nicht über den Objektivrand reicht um das nahliegende Motiv richtig auszuleuchten.

Auch bei externen Aufsteckblitzen die es oft schaffen über den Objektivrand das Motiv auszuleuchten ist man bei der nachträglichen Bildbetrachtung über die zu harten Schlagschatten die das Motiv zieren doch etwas enttäuscht.
Selbst mit sogenannten aufsteckbaren „Bouncern“ die das Blitzlicht weicher machen ist auf dieser ex-trem kurzen Motiventfernung trotzdem noch ein markanter Schatten vom Motiv zu sehen.

Dies kann bei ein paar wenigen Motiven ja wünschenswert, bzw. bildgestalterisch OK sein, aber hier wünscht man sich doch oftmals eine bessere und “weichere”Ausleuchtung des Motives.

Solch eine bessere Motivausleuchtung bekommt man bei dem externen Aufsteckblitz z.B. mit aufsetz-baren Softboxen oder biegsamen Reflektorflächen ganz gut in den Griff.

Aber auch mit einem Ringblitz oder Zangenblitz erzielt man gute Ergebnisse weil die Fläche des abge-strahlten Lichts etwas grösser ist.

Diese Ringblitzsysteme umschliessen mit ihren kreisförmigen Blitzröhren den vorderen Objektivrand und können das Motiv so gut wie schattenfrei Ausleuchten.
Bei den günstigeren Einstiegsmodellen hat man zwar kein TTL und auch kaum manuelle Einflussnahme auf die Leistungsabgabe, dafür ist eine sehr gute Motivausleuchtung im späteren Bild dennoch er-kennbar (im Gegensatz zum externen Aufsteckblitz ohne Softbox oder Diffusor).

Bei den kostenintensiveren Ringblitzsystemen hat man hier sogar Einfluss auf die Leistungsabgabe je-der einzelnen Blitzröhre und natürlich auch die TTL-Funktionen. Die Blitzröhren kann man unabhängig voneinander Steuern und man hat auch alle anderen komfortablen Einstellmöglichkeiten wie man sie bei guten externen Aufsteckblitzen findet.

Die unterschiedliche Leistungsabgabe der einzelnen Blitzröhren hat zufolge das man einen individuell leichten und weichen Motivschatten aus beliebiger Richtung (links, recht, oben oder unten) gestalten kann welcher eine verbesserte Tiefenwirkung (plastischere Darstellung) im späteren Bild beinhalten kann.

Unabhängig vom verwendeten Blitzsystem gibt es auch noch das Problem das oft das Motiv perfekt und sehr hell ausgeleuchtet ist, dafür aber der Hintergund ins Schwarze versinkt.

Das liegt daran das die verwendete Blitzleistung bei der entsprechenden Belichtungszeit nicht aus-reicht um den Hintergrund mitauszuleuchten. Das gibt es auch häufig bei vielen „Partybildern“ zu sehen wo die Person vom Blitzrecht hell beleuchtet wurde aber der Hintergrund kaum erkennbar ist, hier spricht man vom „totblitzen“ oder das Bild ist „totgeblitz“.

Dies kann man vermeiden indem man zum einen die Blitzleistung manuell etwas weiter herunterregelt und gleichzeitig die Belichtungszeit manuell auch etwas verlängert sodass der Hintergrund gleichzeitig mit dem natürlichen Umgebungslicht mit auf das Bild kommt und auch erkennbar ist.

Einfacher wäre natürlich die Verwendung der TTL-Blitzfunktion in Verbindung mit der Blendenpriorität (Zeitautomatik), bei Canon der “AV” Modus. Damit ist gewährleistet das das Bild samt erkennbaren Hintergrund korrekt belichtet wird (available light) und der Blitz nur als dezenter Motivaufheller arbeitet.

Eigene Erfahrungen haben gezeigt das ich hier am Blitz selbst mit TTL noch die Blitzleistung etwas herausnehmen muss damit man dem Bild kaum ansieht das es überhaupt geblitzt wurde.

 

Unten im Bild ein paar meiner Blitz- und Lichterzeuger die ich für die Makrofotografie einsetze :

 

Zu 6. Freihandaufnahmen

Die meisten meiner Insektenbilder entstehen durch Freihandaufnahmen !
Warum ? Weil ich so viel schneller und flexibler auf der Wiese oder im Gebüsch reagieren kann.
Nicht selten hat man erst garkeine Zeit das Staiv aufzubauen und die Kamera auf das Motiv auszu-richten, in dieser Zeit sind die meisten Insekten schon wieder weg oder eine bestimmte Szene (z.B. Paarung oder Kampf) schon vorbei.

Dabei muss man allerdings beachten das die Verschluss- und Belichtungszeit schneller sein muss als bei der “normalen” Fotografie, denn mit der gängigen Faustformel (Brennweite = 1/Belichtungszeit) wird man häufig unscharfe und/oder verwackelte Bilder produzieren.

Der Grund ist das sich bei diesen kurzen Motivabständen jede Bewegung (ob die des Motivs oder die eigene) sich viel stärker auswirkt. Gerade in schattigen Bereichen muss man da schon in höher ISO-Bereiche vordringen um ausreichend schnelle Verschlusszeiten zu erhalten. An wolkigen Tagen mit diffusem Licht bin ich standardmässig mit ISO1600 bei Blende 4 oder 5.6 unterwegs.  Manchmal gehts dann auch bis ISO3200 hoch, halt je nach Umgebungslicht und Blendenwahl. Für den Kleinbildsensor ist das jedoch kaum ein Problem, wenn ich da aber an meine ältere Canon 400D denke, dann wäre das mit dem Rauschverhalten des “kleinen” Bildsensors schon eher grenzwertig bis unbrauchbar gewesen.


 

Diese allgemeinen Tips machen es dem Einen oder Anderen sicherlich etwas einfacher ein paar schöne und technisch einwandfreie Makrobilder zu erstellen.

Man sollte allerdings dabei Bedenken das gerade im Bereich der Makrofotografie die meiste Ausschussware produziert wird, diese setzt sich aus vielen Fehlversuchen und unscharfen Bildern zusammen da es oft auf Anhieb nicht immer gelingt sein begehrtes Motiv korrekt abzulichten. Auch bei fortgeschritteneren (Makro-)Fotografen sind Fehlversuche an der Tagesordnung !

Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und einige Sachen lernt man selbst bei den vielen Fehlversuchen immer wieder dazu, nämlich wie man es beim nächsten Mal besser machen kann oder wie man bestimmte Dinge vielleicht vermeiden kann da man hierbei immer wieder merkt worauf es ankommt !

Erfahrung sammelt man dabei jedenfalls genügend….VIEL SPASS !!!